Presseerklärung des VVN-BdA: Melanie Dittmer ruft auf zur "Umdekorierung" von Stolpersteinen
"Dittmer hat eine langjährige Karriere in verschiedenen Neonaziorganisationen hinter sich. Von der NPD Jugendorganisation über die Rassistenpartei Pro NRW und die Straßenkampf-Rassisten von Dügida bis hin zu den sogenannten Identitären erstreckt sich die Vernetzung von Dittmer, die ihr Gesicht gern in jede Kamera hält und als extrem narzistisch gilt. Sie ist also Selbstdarstellerin und es fällt schwer, auf jede dieser Provokationen einzugehen, gehört die Provokation doch zu ihrem Geschäft. Im vorliegenden Fall ist aber eine Grenze überschritten. Neonazis sind nicht nur kriminell, sie sind mal wieder unappetitlich.
Sie stand mehrfach vor Gericht, wurde aber meist milde beurteilt. Auch das Urteil im April diesen Jahres zu 8 Monaten Gefängnis wegen Volksverhetzung wurde vom Landgericht Düsseldorf zur Bewährung ausgesetzt, was sie nun mit einer neuerlichen Provokation beantwortete.
In ihrem Blog veröffentlichte sie eine Anleitung, die sich gegen die Erinnerung an Opfer des Naziterrors 1933-1945 richtet. Sie leitete dazu an, die letzte Erinnerung an von Nazis ermordete Menschen in Form von Stolpersteinen auszulöschen. Menschen, die von den Nazis zu Nummern entwürdigt wurden und denen durch die Stolpersteine ihre geraubte Individualität wiedergegeben wurde, werden durch die Aktion von Dittmer missbraucht, um Hetze gegen Menschen anderer Religion, Hautfarbe oder Staatsangehörigkeit zu betreiben.
Dittmer nennt ihre Aktion "Stolpersteine umdekorieren" und will die Menschen auf den 56000 Stolpersteinen erneut verschwinden lassen. In der gesamten Städteregion Aachen gibt es sie. In Aachen selbst sind es ca. 60 Stolpersteine, die unter großer Beteiligung der Bevölkerung und der politischen Instanzen der Stadt installiert wurden.
In der Augustastraße in Aachen wurden für die Aktion der Neonazis die Namen von Helene und Siegmund Hornberg gelöscht. Sie wurden 1942 aus ihrem Haus in der Augustastraße gerissen, nach Theresienstadt verschleppt und im gleichen Jahr im Vernichtungslager Treblinka ermordet.
Die Erinnerung in Form von Stolpersteinen bedeutet ja auch, dass die Verschleppten und Ermordeten mitten unter den Augen der Bevölkerung verhöhnt, entrechtet und aus ihrer Nachbarschaft entführt wurden. Diese Form der Erinnerung ruft die Neonazis auf den Plan. Dass die Verbrechen der Nazis in den 12 Jahren ihrer Herrschaft so ungeheuer waren, dass es 1000 Jahre braucht, daran zu erinnern, stört die Neonazis. Der Künstler Günter Demnig, der für die Gestaltung der Stolpersteine sorgt, sagte in Aachen: "Ein Mensch ist erst tot, wenn sein Name vergessen ist". Das Vergessen der Opfer ist ein Grundanliegen aller Neonazis, egal in welcher Form oder unter welchem Namen sie firmieren.
Dittmer schlägt nun vor, die Namen der angeblich von Ausländern ermordeten Deutschen auf die Namen der von Nazis ermordeten Menschen zu kleben. Wir haben in der Nähe jahrelang in Stolberg die Aufmärsche von Neonazis aus ganz Deutschland ertragen müssen, weil in einer Jugendfehde tatsächlich und bedauerlicherweise ein Mensch ermordet wurde. Die Nazis zogen durch die von Migranten geprägten Stadtviertel und grölten in Richtung der Migranten und unbehelligt von der Polizei "Wir kriegen euch alle". Dabei störten sich die Neonazis nicht daran, dass die Eltern des Opfers eine Instrumentaliserung des Jungen für neonazistische Aufmärsche ablehnten und dass der jugendliche Täter Staatenloser aus dem Libanon war. Die Hass-Sprüche der Neonazis richteten sich bezeichnenderweise gegen "Türken".
Solche Demonstrationen will Dittmer mit ihren Aktionen gegen Stolpersteine wiederbeleben. Die Jahrelangen Proteste gegen die Naziaufmärsche in Stolberg zeigten Wirkung. Wir wollen in der Region keine Naziaufmärsche dulden und stellen uns auch der Initiierung derartiger Aufmärsche entgegen."